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Klima und Biodiversität gemeinsam schützen

Die Biodiversitäts- und die Klimakrise hängen zusammen und verstärken sich gegenseitig. Umso wichtiger sei es, die beiden Krisen integral anzugehen, schreiben Forschende in einem neuen Faktenblatt der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz. Viele Massnahmen wie die Reduktion des CO2-Ausstosses sowie Schutz und Renaturierung von Ökosystemen wirken gegen beide Krisen. Wo potenziell Zielkonflikte bestehen – etwa beim Ausbau erneuerbarer Energien – müssen Massnahmen besonders umsichtig umgesetzt werden, damit sie die jeweils andere Krise nicht noch verschärfen. «Es ist wichtig, das Silodenken zu überwinden», sagt Markus Fischer von der Universität Bern und vom Kuratorium Forum Biodiversität. «Es wäre deshalb sinnvoll und effizient, die bislang weitgehend getrennten Klima- und Biodiversitätspolitiken in der Schweiz gemeinsam weiter zu entwickeln und Umsetzungsmassnahmen vermehrt zusammen anzugehen.»

Der Klimawandel enttarnt das Alpenschneehuhn
Bild: Oliver Born

Die Biodiversitäts- und die Klimakrise verstärken sich gegenseitig. So ist der Klimawandel aktuell die drittwichtigste Ursache für den Verlust der Biodiversität; ab 2050 gar die wichtigste. Umgekehrt sind Ökosysteme enorme Kohlenstoffreservoirs und wichtige CO2-Senken. Die Vegetation und die Ozeane nehmen etwa die Hälfte des freigesetzten Kohlenstoffs durch die Verbrennung fossiler Energieträger und Landnutzungsänderungen wieder auf. Der Kampf gegen den Klimawandel und der Erhalt und die Förderung intakter Ökosysteme wirken sich deshalb grundsätzlich positiv auf beide Krisen aus.

Ein Beispiel ist der Moorschutz: Moore bedecken 3 Prozent der globalen Landfläche, speichern aber ca. 21 Prozent des Bodenkohlenstoffs. Dies ist etwa doppelt so viel wie der gesamte Kohlenstoff in Form von CO2 in der Atmosphäre. In der Schweiz bedecken Moore 0,5 Prozent der Fläche und beherbergen 25 Prozent der gefährdeten Pflanzenarten. Eine Wiedervernässung von Moorböden fördert die Biodiversität und dämpft den Klimawandel und seine Folgen. Auch bei vielen weiteren Massnahmen – richtig umgesetzt – ist eine Win-Win-Situation möglich. Bei der Umstellung auf erneuerbare Energien etwa sollen bereits genutzte Flächen stark priorisiert, Kleinwasserkraftwerke nur in Ausnahmefällen gefördert und der Bergbau nachhaltig ausgerichtet werden.

Es brauche systemisches Denken und Handeln, um Synergien zu erkennen und Zielkonflikte zu minimieren, sagen die Forschenden. Besonders wirkungsvoll seien Massnahmen, die die nachhaltige Lebensweise in der Schweiz fördern. Konkret schlagen die Forschenden verschiedene Ansätze vor. Dazu gehören der Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft genauso wie Umweltvorgaben für den Finanzsektor sowie der Ab- und Umbau von klima- und biodiversitätsschädigenden Subventionen. Zudem sollen die Dekarbonisierung vorangetrieben, Landnutzungskonflikte überwunden, der Konsum von Fleisch und Milchprodukten gesenkt und die Mittel für den Naturschutz erhöht werden.

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