Die SCNAT und ihr Netzwerk setzen sich für eine nachhaltige Gesellschaft und Wissenschaft ein. Sie unterstützen Politik, Verwaltung und Wirtschaft mit Fachwissen und pflegen den Dialog mit der Öffentlichkeit. Sie stärken den Austausch über die wissenschaftlichen Disziplinen hinweg und fördern den akademischen Nachwuchs.

Bild: Sebastian, stock.adobe.com

Eine neue Wildbiene aus den Alpen, Art des Jahres der Schweizerischen Gesellschaft für Systematik

Obwohl sich ein Grossteil der noch zu entdeckenden Biodiversität in den Tropen verbirgt, werden auch aus Europa immer noch neue Arten beschrieben. Dies ist auch bei Andrena amieti der Fall, der Art, die von der Schweizerischen Gesellschaft für Systematik (SSS) als Emblem für 2020 gewählt wurde.

Andrena amieti
Bild: S. Giriens, www.swisswildbees.ch

Diese Wildbiene wurde letztes Jahr durch Christophe Praz von der Universität Neuenburg in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Zürich und Frankreich beschrieben. Sie gehört zur grossen Gruppe der Andrenen oder Sandbienen, die weltweit über 1‘300 Arten umfasst. Andrena amieti ist eine Gebirtsart und über den gesamten Alpenbogen verbreitet, in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich. Die ausgewachsenen Bienen sind vom frühen Frühling bis im Herbst aktiv und bilden zwei Generationen pro Jahr aus. Überraschenderweise ist diese Art in den Alpen weit verbreitet und häufig. Wieso wurde sie dann trotz mehr als hundert Jahren Biodiversitätsforschung in Zentraleuropa erst jetzt entdeckt? Die Antwort liegt vermutlich darin, dass die Art als „kryptisch“ bezeichnet werden kann: erst eine Kombination von genetischen und morphologischen Studien hat hier Klärung verschafft. „Andrena amieti ist erst die Spitze des Eisbergs“, gibt Christophe Praz zu bedenken, und es seien in Europa noch mindestens fünf weitere Arten aus dieser Gruppe neu zu beschreiben. In dieser Zeit, da Pestizide und der Verlust von Lebensraum nicht nur Wildbienen, sondern Insekten allgemein bedrohen, möchte sich die SSS den Entdeckern dieser Art anschliessen und betonen, dass für die taxonomische Erforschung unserer Fauna zusätzliche Mittel nötig sind.

Kategorien

  • Systematik
  • Taxonomie

Kontakt

Dr Alice Cibois
Muséum d'histoire naturelle de la ville de Genève (Muséum d'histoire naturelle (GE))
route de Malagnou 1
1208 Genf